Meine Tipps für’s Wandern in Cinqe Terre, Italien
Bestimmt hast du schonmal Fotos von diesen fünf wunderschönen, bunten Dörfern direkt an der Ligurischen Küste gesehen. Instagram ist voll davon. Diese fünf Dörfer gehören zum Nationalpark Cinque Terre (fünf Länder). Hier haben die Menschen über Generation hinweg die Steilküste mit Trockenmauern gesichert und für den Wein- und Obstanbau genutzt. Ein wenig wie an der Mosel. Nur mit dem Meer direkt vor der Tür. Die fünf Orte sind nicht nur über eine Bahnlinie miteinander verbunden, sondern es führen auch viele verschiedene Wanderwege von Ort zu Ort. Der Ideale Ort zum Wandern. Die Wege sind super ausgeschildert, aber leider manchmal in einem Zustand, der zu Wünschen übrig lässt.
Die beste Reisezeit zum Wandern in Cinque Terre
Die Gegend ächtzt unter den Touristenmassen im Sommer. Und die Bilder, die man mit einer entsprechenden Google-Suche findet, lassen Schlimmes vermuten. Ich war Ende Februar dort und es war sehr schön. Die Orte lagen größtenteils noch im Winterschlaf, hier und da hatte mal eine Bar geöffnet, es waren schon ein paar Touristen unterwegs, aber nicht übermäßig viele. Das schönste war, dass schon die ersten Blumen geblüht haben und es allgemein sehr grün war. Die Temperaturen waren von 10-15°C recht angenehm zum Wandern. Da die meisten Ausflugs-Lokale entlang der Wanderwege noch geschlossen hatten, ist es wichtig, genug Verpflegung mit zu nehmen.
Für die Saison erhebt der Nationalpark für die Wanderwege Monterosso – Vernazza und Vernazza – Corniglia eine Art Eintritt, auch die Bahnlinien können dann nur mit einem speziellen Zugticket genutzt werden. Im Winter von 6. November bis 17. März fällt dieses Weg und es reicht ein normales Zugticket, um zwischen den Dörfern hin und her zu fahren. Auch die Wanderwege sind in dieser Zeit alle kostenlos. Infos dazu findet ihr auf der Seite von Cinque Terre.
Hinkommen
Die Gegend ist mit der Bahn sehr gut zu erreichen. Von Mailand gibt es z. B. Intercity-Verbindungen nach La Spezia, was die nächste größere Stadt ist. Und von La Spezia aus kann man dann bequem mit dem Regionalzug zu den Dörfern fahren. So kann man alle Wander-Etappen spontan planen. Und wenn man keine Lust mehr hat, dann geht’s einfach vom nächsten Bahnhof wieder nach Hause. Autofahren würde ich hier lassen, denn die Orte sind autofrei und allgemein gibt es wenig Parkplätze vor den Toren der Dörfer.
Die Wander-Etappen: Der Blaue Weg
Beim Wandern in Cinque Terre muss man sehr viele Höhenmeter überwinden. Die Orte liegen unten am Wasser und die Wanderwege hoch oben in den Hängen. Meist muss man daher sehr viele Treppenstufen steigen, eine gewisse Trittsicherheit solltest du also mitbringen. Auch führen die Wege manchmal nah am Hang ins Meer entlang, Schwindelfreiheit schadet also auch nicht! Grundsätzlich lohnt es sich aber sehr! Die Aussichten sind auf jeden Fall jede Anstrengung wert!
Der Wanderweg, der alle Dörfer verbindet, heißt „Sentiero Auzzuro“, auf Deutsch „Blauer Weg“. Er ist durch rot-weiße Markierungen sehr leicht zu finden. Ich bin annähernd ohne Navi gelaufen und das ging hervorragend.
Etappe 1: Portovenere – Riomaggiore
Mit dem Bus geht’s nach Portovenere, ein kleiner Küstenort, der ganz genau genommen nicht zu Cinque Terre gehört. Er ist trotzdem sehr sehenswert und daher eine Empfehlung! Hier lohnt sich, zur Kirche auf der Landzunge zu wandern und etwas durch die Gassen zu schlendern. Nachdem ich etwas Proviant beim Bäcker gekauft hatte, ging’s dann auch erstmal gefühlte 1000 Treppen hinauf. Dabei lohnt sich der Blick nach hinten auf die Kapelle. Und dann geht es an der Küste entlang immer in Richtung Norden. Der Weg ist recht anspruchsvoll und es gibt – da gerade außerhalb der Saison ist – keine Einkehrmöglichkeit. Zum Glück habe ich genug Proviant mit!
Ich erreiche einen Wegweiser, der sowohl einen einfachen, als auch einen schweren Weg weiter ausweist. Da ich durch den Anstieg schon ziemlich müde bin, entscheide ich mich für den Leichten, der mich von der Küste weg führt. Es ist teilweise etwas langweilig, aber ich kann ein Reh auf dem Wanderweg beobachten. Nach ungefähr 1,5 Stunden erreiche ich wieder die Küste und wandere auf den berühmten Trockenmauern durch die Hänge, die von den Bäuer*innen bewirtschaftet werden. Es blühen sogar schon die Mandeln. Ich erreiche die Kirche Santuario di Nostra Signora di Montenero, die hoch oben über der Küste thront. Von hier aus habe ich einen wunderschönen Ausblick auf die Steilküste. Leider ist es etwas windig, sodass mir kalt wird und ich schnell weiter laufe. Auf Treppen geht’s runter nach Riomaggiore. Im Nachhinein eins meiner liebsten Dörfer hier in Cinque Terre. Am Bahnhof endet meine Etappe und ich fahre mit dem Zug wieder zurück nach La Spezia.
Etappe 2: Riomaggiore – Corniglia
Der Bahnhof von Riomaggiore liegt etwas außerhalb. Mit recht vielen Touristen auf dem Bahnsteig ausgespuckt, bin ich eine der wenigen, die nicht den Küstenweg direkt ins Dorf einschlägt, sondern sich in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg macht. Die direkte Verbindung von Riomaggiore ins nächste Dorf Manarola, die Via dell’Amore ist nach einem Hangrutsch gesperrt. Deshalb geht es für mich über den Bergrücken. Das heißt: Unendlich viele Treppen hoch und dann unendlich viele Treppen wieder runter. Die Treppen sind meist in einem eher schwierigen Zustand – sie sind, wie die Trockenmauern auch, aus Stein und daher sehr unregelmäßig. Das macht sowohl den Auf- als auch den Abstieg sehr herausfordernd. Nach ungefähr der Hälfte der Zeit erreicht man den „Gipfel“ und kann eine herrliche Aussicht auf die Steilküste genießen. Ganz beeindruckend fand ich, wie man immer wieder die Gleise der Zuglinie sehen kann, die sich mit Hilfe von Tunneln an die Küste schmiegt. Auf Treppen geht’s dann den Weg nach Manerola wieder herunter.
Manerola ist etwas größer als Riomaggiore und schmiegt sich auf einem großen Felsen an die Küste. Es lohnt sich, den Weg an der Küste etwas entlang nach Norden zu gehen, denn von dort hat man eine hervorragende Aussicht auf das Dörfchen. Ich nutzte die Zeit für eine kleine Mittagspause, bevor es weiter nach Corniglia geht.
Während Manerola noch recht voll ist, ist es auf dem Wanderweg ins nächste Dorf angenehm leer. Über Serpentinen und Treppen (was sonst?) geht es wider hoch. Man kreuzt einen seltsamen Garten, in dem weiße Figuren aufgestellt sind, die im Dunkeln leuchten. Dann geht es auf Trockenmauern durch die Weinberge. Leider gibt’s hier noch nicht so viel zu sehen. Es ist ja erst Februar. Aber diesen Abschnitt stelle ich mir im Sommer und Herbst total schön vor! Manchmal ist der Weg allerdings echt knapp an der Steilküste – schwindelfrei muss man also auf jeden Fall sein! Aber dafür wird man mit wahnsinnig schönen Ausblicken auf Manerola belohnt – denn ein Blick zurück lohnt sich! Es folgen Treppen, Treppen, Treppen und irgendwann erreiche ich den höchsten Punkt der Tour: Das verschlafene Bergdörfchen Volastra. Hier ist absolut nichts los und ich kann die Ruhe genießen.
Weiter geht’s nach Corniglia durch die landwirtschaftlich genutzten Terrassen. Hier habe ich auch das erste Hinweis-Schild gesehen, das Wanderschuhe vorschreibt. Ich falle etwas vom Glauben ab, denn es erscheint mir wahnsinnig auch nur auf die Idee zu kommen, hier ohne Wanderschuhe unterwegs zu sein. Immer nah an der Küste geht’s durch die Steilhänge weiter nach Norden. Es folgt ein kleiner Wald, in dem es kurz etwas mystisch wird, dann ein Oliven-Hain und dann ist auch schon Corniglia ganz nah. Es folgt ein sehr anstrengender Abstieg auf sehr unebenen Treppen und plötzlich: Bin ich im Dorf! Hier ist quasi nichts los. Nur ein paar andere Touristen, die ziellos umher schlendern. Die Gassen sind ruhig, alles hat geschlossen. Hier und da wird jedoch schon Frühjahrsputz betrieben. Corniglia ist das einzige der fünf Dörfer, das nicht direkt am Meer liegt. Man hat also eine wunderschöne Aussicht vom Dorf auf die Küste. Mit Hilfe von Treppen geht’s runter zum Bahnhof, wo meine Etappe endet.
Etappe 3: Corniglia – Levanto
Mit dem Zug geht’s wieder zurück nach Corniglia, wo meine heutige Etappe startet. Ich kämpfe mich die Treppen ins Dorf hoch und biege direkt auf den Wanderweg ab. Es ist grau und die Wolken hängen tief. Trotzdem erstrahlen die Fassaden, für die Cinque Terre ja so berühmt ist in vielen bunten Farben. Da ich mit dem Anstieg nach Corniglia schon ziemlich Höhenmeter gemacht habe, plätschert der Weg nun eher dahin. Es geht durch die Hänge an Olivenbäumen vorbei, immer wieder auf Trockenmauern und manchmal mit einem herrlichen Ausblick auf die Küste. Sehnsüchtig schaue ich auf die anderen kleinen Dörfer am Hang die der Wanderweg nicht kreuzt. Schon bald ist der nächste Ort, Vernazza, in Sicht. Es geht auf Treppen hinunter zur Küste und links und rechts des Weges finden sich nun immer mehr Kakteen, die teilweise ziemlich beeindruckend groß sind. In Vernazza setzte ich mich an den Hafen und genieße meine Mittagspause. Da die nächste Etappe von Vernazza nach Monterosso gesperrt ist, setze ich mich hier in den Zug und fahre das Stück.
In Monterosso angekommen folge ich das erste Mal dem Touristen-Schwarm. Denn auch hier liegt der Bahnhof etwas abseits des Dorfzentrums. Im Zentrum angekommen, begrüßt mich das italienische Leben: Menschen sitzen in Cafés, schlendern durch die Straßen, in der Ferne rauscht das Meer. Ein Spaziergang durch die Gassen lohnt sich hier allemal! Nach einer Runde durch’s Dorf geht’s für mich auf die letzten Kilometer meiner Wander-Etappe: Ab nach Levanto, das selbst nicht mehr zu Cinque Terre gehört. Ich kehre also um und laufe zurück zum Bahnhof und finde auch gleich die Wegmarkierungen – ab nach Norden!
Die Strecke beginnt mit… natürlich einem Anstieg! Diesmal allerdings auf Wegen und ruhigen Straßen. Weniger anstrengend ist es allerdings nicht. Irgendwann erreiche ich aber die mittlerweile ziemlich verhassten Treppen, es geht aufwärts und aufwärts. Aber die Aussicht ist ein Traum! Man kann die ganze Küste von Cinque Terre überblicken. Ich bin ziemlich stolz auf mich, da ich ja, bis auf auf die gesperrte Strecke, alles zu Fuß abgelaufen bin. Ich erreiche die mittlerweile verlassene Kapelle Sant’Antonio del Mesco und genieße die Aussicht. Die Kapelle liegt nicht direkt am Wanderweg und ist ein kleiner Umweg, der sich aber lohnt! Danach geht’s wieder zurück auf den Wanderweg und es geht halbwegs eben, aber über große Felsen weiter. Ich finde den Weg ziemlich anspruchsvoll, weil es so eine Kletterei ist. Gegen Ende erfordert der Weg nochmal all meine Konzentration. Ich bin ziemlich erleichtert, als ich irgendwann Levanto ausmachen kann. Im Sonnenuntergang steige ich hinab und mache eine kleine Pause am Meer, bevor es mit dem Zug zurück nach La Spezia geht.
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Overtourism: Trotz Massen-Tourismus nachhaltig reisen - Abenteuer vor der Haustür
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