Bikepacking auf dem Lahnradweg – perfekt für Anfänger*innen
Im Sommer steht für mich immer eine große Tour an – die letzten Jahre ging’s gleich zwei Mal hintereinander über die Alpen (2022 und 2023). Doch dieses Jahr hatte ich Lust auf ein richtiges Abenteuer vor der Haustür mit einer einfachen Anreise. Kurz recherchiert und tada: Ab auf den Lahnradweg!
Der Lahnradweg folgt dem Fluss von der Quelle im Rothaargebirge bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein. Die 245km sind dabei recht leicht, denn der Weg bleibt überwiegend im Tal. Außerdem gibt es sehr viele Campingplätze (außer an der Quelle, dazu später mehr), viele Städte und sogar eine Bahn-Anbindung. Dadurch ist der Lahnradweg der perfekte Weg für Anfänger*innen.
Inhaltsverzeichnis
- An- und Abreise
- Campingplätze, Einkaufsmöglichkeiten entlang des Lahnradwegs
- Etappen
- Anschlussmöglichkeiten an andere Radwege
- Die Tour auf Komoot
An- und Abreise
Die Mündung der Lahn und damit mein Anfang des Lahnradwegs liegt bei Lahnstein. Ihr kommt dort super mit der Regionalbahn von Koblenz hin. Vom Bahnhof sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Start des Radwegs. Etwas komplizierter ist die Abreise von der Quelle – denn diese liegt im Rothaargebirge ziemlich im Nirgendwo. Der nächste Bahnhof ist in Bad Laasphe oder in Siegen. Im Rothaargebirge entspringen jedoch auch viele andere Flüsse, sodass es bequem möglich ist, auf einen anderen Flussradweg zu wechseln (dazu später mehr).
Campingplätze, Einkaufsmöglichkeiten entlang des Lahnradwegs
Die Gegend ist touristisch gut erschlossen. Heißt: Es gibt sehr viele Campingplätze, viele kleine süße Örtchen, in denen man einkaufen oder ein Eis essen kann und theoretisch auch die Lahntalbahn, mit der man Etappen überspringen kann. Zur Zeit meiner Tour (Sommer 2024) wurde sie ausgebaut und daher konnte ich sie nicht nutzen.
Achtung! Zwei Dinge solltet ihr bedenken: 1) Es sind nicht immer an der „richtigen“ Stelle Brücken über den Fluss vorhanden. Heißt: Schaut euch vorher an, auf welcher Seite der Lahn eurer Campingplatz liegt und sortiert euch frühzeitig auf die richtige Seite ein. 2) Je näher die Quelle kommt, desto dünner ist die Camping-Platzdichte. Der letzte Campingplatz vor der Quelle ist in Bad Laasphe, im Rothaargebirge selbst ist leider nicht viel. Beachtet das bei eurer Etappenplanung, besonders, wenn ihr auf einen anderen Fluss-Radweg wechseln wollt (Anschlussmöglichkeiten unten).
Etappen
Etappe 1: Lahnstein – Diez
Irgendwie hatte ich an dem Tag kein Zug-Glück. Die Zugfahrt, mit der mein Lahnradweg-Abenteuer startete, war wahrscheinlich die zweit schrecklichste, die ich bisher erlebt habe und dementsprechend fertig kam ich in Lahnstein an. Es war, anders als ich es geplant hatte, bereits Mittag. „Auf den Schreck erstmal eine Pommes“ – versuchte ich mich zu motivieren. ich fuhr also zur Mündung, machte das Beweisfoto und fuhr los. Immer an der Lahn entlang. Und was soll ich sagen? Direkt auf den ersten Kilometern war ich verliebt. Verleibt in diesen beschaulichen Fluss, in die vielen alten Schleusen und kleinen Boote. Ich kehrte auf einem Campingplatz ein, aß meine Pommes eher widerwillig. Ich hatte noch gar keinen Hunger. Weiter geht’s. Ich durchquerte Bad Ems und der Prunk des 19. Jahrhunderts schlug mir entgegen. Hier mag ich auf jeden Fall nochmal hinkommen. Die vielen alten Villen, Restaurants und Hotels ließen mich für einen Moment an meiner Entscheidung, meine Urlaub auf dem Rad zu verbringen, zweifeln. Ich könnte auch einfach irgendwo mit einem Buch am Pool liegen…
Ein paar Kilometer später, bereue ich die Entscheidung nun wirklich: Der Lahnradweg ist gesperrt, es ist eine Umleitung ausgeschildert. Und statt gemütlich am Fluss entlang zu fahren, geht’s jetzt in knackigen Anstiegen durch das Umland. Wie in den Alpen auch belohnt die Abfahrt für die Strapazen: Der Ausblick auf das verträumte Weinähr lässt mich alles vergessen. In Obernhof biege ich wieder auf den Lahnradweg ab. Die Kilometer fliegen nur so dahin, ein paar alte Ortschaften ragen imposant über dem Fluss hervor. Ich würde gerne Pause machen, aber es sind nur noch wenige Kilometer bis zum nächsten Zeltplatz. Und wenn ich ehrlich bin: Noch lieber als eine Pause wäre mir, in meinem Zelt Abendessen zu kochen. Also fix auf den nächsten Campingplatz, wo es sogar noch ein alkoholfreies Bier gibt.
Etappe 2: Diez – Wißmar
An der Lahn wird aktuell viel gebaut – das sollte ich an diesem Tag noch deutlich spüren. Aber von Anfang. Der Campingplatz auf dem ich war, hatte einen Brötchen-Service, heißt: Ich konnte mir ein paar frische Brötchen für den Morgen bestellen. Was für ein Luxus. Nach dem Frühstück ging’s dann endlich weiter zum ersten Stopp: Limburg an der Lahn. Städte finde ich mit dem Rad oft anstrengend, also nur fix durch. In Dietkirchen nahm dann das Unheil seinen Lauf: Die nächste Umleitung – die ich erst nicht fand und erstmal etwas durch den Ort geirrt bin. Aber auch dieses Rätsel habe ich erfolgreich gelöst, sodass das nächste Highlight der Tour auf mich wartete: Runkel. Hinter diesem unscheinbaren Namen verbirgt sich ein kleiner Ort mit Fachwerkhäusern, einer Ruine und Kopfsteinpflaster-Straßen. Ganz wie Monschau oder Monreal in der Eifel. Nach einer kurzen Pause geht’s weiter. Und ich fahre in die nächste Umleitung in Weilburg, wo mir netterweise der Kanu-Verleiher den Weg erklärte. Danach habe ich mich in Löhnberg ordentlich verfranzt und spätestens dann war die Laune im Keller. Aber immerhin gab’s hier eine Heilwasser-Quelle, wo ich mich mit ein paar Mineralien versorgte.
Nach dieser kleinen Zerreiß-Probe ging es dann aber zum Glück ohne weitere Rätsel immer Fluss-Aufwärts, an Gießen vorbei nach Wißmar. Hier schlug ich mein Zelt an einem See auf.
Etappe 3: Wißmar – Brungershausen
In großen Schritten nähere ich mich der Quelle. Das heißt: Die Dichte der Campingplätze verringert sich. Der Tag beginnt also direkt mit Planen: Welcher Campingplatz sieht schön aus? Wo könnte ich mich diese Nacht wohlfühlen? Wie weit möchte ich überhaupt fahren? Ich lege mir zwei Pläne zurecht: Einmal kurz und entspannt mit der Möglichkeit, auf einem Platz mit Pool unterzukommen. Und einmal lang und etwas herausfordernder, mit der Möglichkeit mitten im Wald auf einem Platz unterzukommen. Genug geplant, los geht’s. Nach einem Stop beim Bäcker im nächsten Ort, wo ich auch kurz meine immer noch nassen Sachen auf einer Parkbank zum Trocken ausgelegt hatte ging es über satte Felder nach Marburg. Und: Oh, wie schön ist Marburg!
In Cölbe wartet die nächste Umleitung und damit das nächste Rätsel, wo es denn weitergeht, auf mich. Aber auch das habe ich gelöst. Die Landschaft wandelt sich nun auch immer mehr: Am Horizont türmen sich die ersten Hügel auf, die Lahn wird immer schmaler und die Infrastruktur immer weniger. Ich habe Glück und der kleine Bioladen im Ort hat noch auf, sodass ich mir eine Cola und etwas Tofu und Teigtaschen für’s Abendessen kaufen kann.
Es ist Mittag und die große Frage steht an: Ist jetzt schon Schluss oder fahre ich noch weiter? nachdem ich gefühlt eine halbe Stunde alle möglichen Optionen durchdacht habe, entscheide ich mich für einen kurzen Tag. Ich steuere den Campingplatz mit Pool raus, den ich mir bereits rausgesucht hatte und genieße den Nachmittag mit Eis, alkoholfreiem Bier und einer Runde im Pool.
Etappe 4: Brungershausen – Lahnkopf
Heute geht’s hoch zur Quelle. Das steht fest. Leider steht auch fest, dass es ab Mittag regnen wird. Tolle Aussichten. Es ist also direkt etwas stressig, weil ich versuchen möchte, so viele Kilometer wie nur geht, vor dem Regen zu schaffen. Denn: An der Quelle ist ein Gasthaus, wo man einkehren kann. Schnell gefrühstückt, alles zusammengepackt, und los. Zwischen den Hügeln geht’s immer Stromaufwärts. Hinter mir immer die dunklen schwarzen Wolken. Was dann passierte, was jedoch absolute Trail-Magic: Es fing an zu tröpfeln und ich stellte mich an einem Industriegebäude unter. Gegenüber war ein alter Hof – neugierig wie ich war, schaute ich mich um und entdeckte: Einen Kühlschrank voller kalter Getränke! Und als ob das noch nicht genug wäre, kam aus dem Haus noch jemand, der mich zu seinem Carport brachte. So konnte ich gemütlich den Regen abwarten. Was für ein Service!
Sobald die Sonne wieder schien, wartete feinster Schotter auf mich. Es ging über die sanften Hügel des Rothaargebirges und über den letzten Anstieg nun endlich hoch zur Lahnquelle. Diese allerdings ist eher enttäuschend – ein Tümpel. Mehr nicht. Und damit heißt es, Tschüss Lahn. Tschüss, Lahnradweg. Es war ein Traum!
Anschlussmöglichkeiten an andere Radwege
Ab der Quelle: Da im Rothaargebirge viele Flüsse entspringen, kann man sehr gut auf einen anderen Flussradweg wechseln: Der Siegradweg startet ganz in der Nähe oder der Ederradweg – für letzteren habe ich mich entschieden. Das Rothaargebirge ist nicht sonderlich hoch, die Anstiege sind also nicht sonderlich steil. Eine perfekte Gegend für Anfänger*innen, die etwas Gebirgsluft schnuppern wollen!
Ab der Mündung: Aber auch, wenn man an der Mündung auf einen anderen Radweg überwechseln möchte, gibt es etwas Auswahl: Man kann den Rhein-Radweg nach Norden oder Süden fahren, oder ab Koblenz auf den Moselradweg wechseln. Beide Radwege haben kaum Steigung und so kann man als Anfänger*in die Tour noch um ein paar Tage (oder Wochen) verlängern.
Bikepacking auf dem Eder-Radweg: Perfekt für's Gravelbike - Abenteuer vor der Haustür
[…] Im Rothaargebirge entspringen viele Flüsse, z.B. die Sieg mit dem Siegradweg oder die Lahn mit dem Lahnradweg. Dazu unten […]