Bikepacking im Winter: Ein Wochenende im Dreiländer-Eck

Was macht man, wenn im Winter die Abenteuer-Lust so richtig groß ist? Richtig, man fährt trotzdem auf eine Winterbikepacking-Tour. Trotz Eis, Schnee und Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Als Gegend habe ich mir das Dreiländer-Eck Belgien, Deutschland, Niederlande ausgesucht. Die Ecke kenne ich gut: Die Infrastruktur ist gut, die Landschaft mit den vielen Hügeln abwechslungsreich und zur Not kann man auf die Bahn ausweichen. Geplant habe ich lockere 130km für 2-3 Tage: Aachen – Maastricht – Lüttich – Aachen. Ich wollte es mir offen halten, wie lange ich unterwegs bin. Je nachdem, wie es sich so fährt. Für die Nacht habe ich mir im Vorfeld ein paar Hotels rausgesucht. Gebucht wird, wie immer, erst kurz vor knapp.
Inhaltsverzeichnis
- Ausrüstung für’s Winterbikepacking
- Routenplanung – Lieber ein bisschen kürzer
- Etappe 1: Aachen – Lüttich (70km)
- Etappe 2: Lüttich – Aachen (64 km)
- Die Route auf Komoot
- Einfach machen!

Ausrüstung für’s Winterbikepacking
Dadurch, dass ich im Hotel geschlafen habe, war ich recht leicht unterwegs: Ich hatte ein paar Wechsellamotten und meine Schlafsachen mit, außerdem ein Buch für Abends und natürlich viele warme Fahrradsachen:
- 2 Baselayer (kurze Arme, lange Arme)
- 1 Sport-BH
- 1 Langärmeliges Trikot
- 1 Softshelljacke
- 1 Hardshelljacke
- 1 Winter-Bin-Tights
- 1 Regenhose
- 1 Baumwollsocken
- 1 Merino-Socken
- Fahrrad-Schuhe mit SPD-Klick
- Überschuhe
- Handschuhe
Insbesondere meine Regensachen habe ich dazu genutzt, mir den eisigen Wind vom Körper zu halten. Das hat sehr gut geklappt! Für eine Wintertour brauchst du nicht unbedingt spezielle Ausrüstung – du hast im Grunde schon alles, was du brauchst im Schrank.

Routenplanung – Lieber ein bisschen kürzer
Eine Tour im Winter, wenn’s friert und noch Schnee liegt. Das allein ist schon Abenteuer genug. Daher habe ich mich bei der Region und bei der Route für Alltbekanntes entschieden. So kann ich spontan auch mal einen anderen Weg nehmen, ohne ewig auf Google Maps nach dem Weg zu suchen. Auch weiß ich, dass die einzige Überraschung die Wetterverhältnisse sind. Und ich weiß auch, dass ich unter normalen Bedingen die Route locker in zwei Tagen schaffen kann. Das beruhigt und spendet Zuversicht. Bei der Routenplanung für’s Winterbikepacking habe ich mir folgende Fragen gestellt:
- Kenne ich die Region gut?
- Gibt es viele Cafés und Restaurants auf der Strecke, wo ich mich zur Not aufwärmen kann?
- Wie ist die Dichte mit Hotels? Wie viele KM muss ich mindestens pro Tag „schaffen“, um in einem warmen Bett schlafen zu können?
- Gibt es zur Not eine Bahn-Linie in der Nähe?
- Gibt es verschiedene Ausweich-Strecken?

Etappe 1: Aachen – Lüttich (70km)
Als Start und Ende für meine Winterbikepacking-Tour habe ich mir Aachen ausgesucht. Mit dem Zug ging’s Samstagmorgen nach Aachen, wo mich geräumte Straßen empfingen. Mit einem kurzen Stopp beim Kaufland (wo es Toiletten gibt) und beim Bäcker ging’s dann direkt nach Vaals in die Niederlande. Hier waren sogar die Radwege geräumt. Was für ein Luxus. Hier in Limburg, im Süden der Niederlande, ist es erstaunlich hügelig. Von Aachen nach Maastricht kann man eigentlich ziemlich gerade durch über den Rijksweg fahren, aber ich wollte noch ein paar Extra-Kilometer und bin den Schlenker über Schin op Geul und Valkenburg gefahren. Valkenburg ist die Weihnachtsstadt der Niederlande: Hier gibt’s einen großen Weihnachtsmarkt in einer Grotte. Und so was Mitte Januar noch alles weihnachtlich geschmückt. Verrückt. Die Ecke ist definitiv auch außerhalb der Weihnachtssaison eine Empfehlung: Die Hügel sind teilweise sehr steil und die Landschaft ist ziemlich abwechslungsreich. In Valkenburg war ich dann auch schon so durchgefroren, dass es dringend Zeit wurde, mich in einem Café aufzuwärmen.
Danach ging’s über einen steilen Anstieg nach Maastricht. Eigentlich wollte ich hier nochmal eine Pause einlegen oder sogar den ersten Tag beenden und mich ins Hotel verkriechen. Aber: Ich hatte noch Bock weiterzufahren. Und es war so nebelig, dass ich von Maastricht sowieso nichts gesehen habe. Also ging’s die Maas hoch in Richtung Belgien. Ab jetzt war die Strecke auch super ausgeschildert und ich konnte überwiegend ohne Navi fahren. Bis auf eine Stelle, wo ich doch ziemlich mies ausgetrickst wurde: Eigentlich setzt man mit einer Fähre über die Maas über – aber es war Winter und Hochwasser und so fuhr keine Fähre. Also bin ich einfach weiter zur nächsten Brücke gefahren.
Und dann war ich plötzlich in Belgien. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass man das nicht merkt. Natürlich gibt’s keine Grenze mit Grenzkontrollen oder dergleichen. Aber Belgien hat direkt ein ganz anderer Vibe: Alles ist gleich etwas verwahrloster und hat so einen Ruhrgebiets-Charme. Ich gebe zu: Ich mag das sehr. Und während ich so an der Maas immer weiter auf Lüttich zu fuhr, schob ich den Gedanken daran, nochmal abzusteigen und ein Hotel für die Nacht zu buchen ganz weit weg. „Wird ja schon was frei sein“ dachte ich mir. Und so fuhr ich zielstrebig zu meinem Lieblingshotel (YUST), nur um kurz vorher doch mal anzuhalten und auf booking.com zu sehen: Es ist bereits voll. Also wurde es das Ibis um die Ecke. Ich war wieder richtig durchgefroren und so freute ich mich sehr auf die heiße Dusche und das warme Bett. Radfahren im Winter: Das ist ziemlich anstrengend.




Etappe 2: Lüttich – Aachen (64 km)
Das Beste an Belgien? Die Patisserie! Und die ist besser als in Frankreich. Trust me. Dementsprechend deckte ich mich gleich nach dem Aufstehen mit Croissants aller Art ein – in der Nähe vom Hotel gibt’s super viele Bäcker. Mein Favorit ist „Chez Blanche„. Das Schöne an Touren im Winter ist, dass es erst so spät hell wird. Man kann also ganz ohne schlechtes Gewissen ausschlafen und morgens ganz in Ruhe zusammen packen. Für den zweiten Tag meiner kleinen Winter-Bikepacking-Tour hatte ich mit die RAVeL-Linie 38 ausgesucht.

RAVeL- das sind alte Bahnlinien oder Treidelpfade, die nun als „Netz der langsamen Wege“ ganz Belgien durchziehen. Perfekt für den Einstieg ins Bikepacking – denn sie haben oft keine oder nur eine geringe Steigung.
Übersicht bei Wikipedia
Die RAVeL Linie 38 ist eine alte Bahnlinie, die Aachen mit Lüttich verbunden hat. Mit ihrer Hilfe kann man die sehr hügelige Gegend ohne viel Steigung durchqueren und hat teilweise wunderschöne Ausblicke. Perfekt, für die Rückfahrt nach Aachen! Der Weg an sich war auch wunderschön, allerdings oft nicht geräumt. Die Gegend liegt vergleichsweise hoch, sodass hier einiges an Schnee liegen geblieben ist. Auf der einen Seite war es wunderschön, durch die Winterlandschaft zu fahren. Auf der anderen Seite war es auch wirklich anstrengend für die Arme durch den Schnee(-Matsch) zu fahren. Umso glücklicher war ich, als ich in Aubel ankam, wo ich in meinem Lieblingscafé (Patisserie Jean Piere) eine heiße Zwiebelsuppe aß und mich nochmal mit Süßkram eindeckte.
Nach einem kleinen Umweg, weil umgefallene Bäume den Weg versperrt haben, hieß dann es Endspurt: Am Ende der RAVeL Linie 38 liegt der Vaalserberg – der höchste Punkt der Niederlande und da muss man einmal hoch. Es klingt aber allgemein schlimmer, als es wirklich ist. Und wenn man einmal oben ist, geht’s ganz entspannt über die Landstraßen zurück nach Vaals und dann nach Aachen. Glücklich und ziemlich erschöpft von dieser Winterbikepacking-Tour saß im dann im Zug zurück.













Die Route auf Komoot
Einfach machen!
Du hast Bock auf ein Abenteuer, aber draußen ist es kalt und irgendwie fies? Zieh dich warm an und fahr trotzdem. Es lohnt sich! Eine Winterbikepacking-Tour macht Spaß! Inspiration findest du hier unter der Rubrik „Bikepacking„. Du willst bei allen meinen Abenteuern hautnah dabei sein? Dann folg mir auf Instagram @abenteuer_vor_der_haustuer
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